RegionalgruppeMein Weg

Mein Weg zu mamazone

Als ich vor nunmehr zwei Jahrzehnten im Alter von 48 Jahren an Brustkrebs erkrankte, fühlte ich mich genauso wie viele andere Frauen auch wie vom Donner gerührt. Das Grübeln über die Frage nach dem Warum wich jedoch rasch dem Bedürfnis zu erfahren, was sich hinter dieser Krankheit verbarg und wie am produktivsten mit ihr umzugehen sei.  
Ein erstes Buch fiel mir in die Hände: „Wissen gegen Angst“ von Lilo Berg, und ich machte die Erfahrung, dass das nähere Einlassen auf die Erkrankung nicht etwa die Angst vor einem baldigen Tod steigerte, sondern im Gegenteil vielfältige Möglichkeiten des Widerstands aufzeigte. Angefangen von einer hilfreichen Lebensführung mit zahlreichen Anregungen  zur Genesungsförderung bis zu Informationen über die medizinische Forschung, die vor allem vermittelte: Es entstehen laufend neue Erkenntnisse darüber, dass auch eine Krebserkrankung empfindliche Eigenschaften aufweist, die therapeutisch genutzt werden können.
Und ich las die Ankündigung eines Patientinnen-Kongresses mit dem ungewöhnlichen Namen „Diplompatientin“.  Zu dieser Zeit eine absolute Besonderheit, der ich unbedingt nachgehen wollte. Der erste Besuch in Augsburg entließ mich nach vier Tagen zwar völlig erschöpft, aber auch erfüllt von der Einsicht: Es gibt viel über Brustkrebs zu lernen, Du bist nicht allein, Du hast nun über ganz Deutschland verteilte Spezialisten kennengelernt, an die Du Dich bei besonderen Fragen und in bedrohlichen Situationen wenden kannst. Ein therapeutisches Netz war sichtbar geworden, das sich zwischen dem Fall ins Bodenlose und dem Bedürfnis nach Überleben aufspannte.
Sehr bald besuchte ich die örtliche mamazone-Regionalgruppe in meiner Heimatstadt, übernahm nach dem Tod der Gruppenleiterin deren Aufgaben und brachte mich mit der mir zur Verfügung stehenden Kraft in die Vereinsarbeit ein. Mamazone - Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V. gibt mir bis heute Halt und die Zuversicht, auch nach der Diagnose Brustkrebs sind noch viele erfüllte Lebensjahre möglich.


Gertrud Rust,
langzeitüberlebende Betroffene